(Oder wie die literarischen Wettbewerbe auf diese Webseite gelangten)
Mythos oder Wahrheit?
Immer wieder hört man, dass man ohne Kontakte keine Chance hat, in der Literaturwelt sichtbar zu werden. Einmal ganz abgesehen von dem Versuch, einen Roman zu veröffentlichen, auch Wettbewerbe, Preise, Stipendien – angeblich alles nur für diejenigen, die „jemanden kennen“. Aber stimmt das wirklich?
„Ohne Beziehungen schafft man in der literarischen Welt sowieso nichts!“
Diesen Satz habe ich immer wieder in meinen Jahreskursen gehört. Die Teilnehmenden waren überzeugt: Ohne Vitamin B könne man Wettbewerbe, Preise, Stipendien oder Stadtschreiberaufenthalte gleich vergessen.
Und warum? Weil sie es selbst schon ausprobiert hatten – und gescheitert waren.
Und natürlich kennt jeder jemanden, der einem sagt: Probiers gar nicht erst!
Ja, es gibt Preise, bei denen Beziehungen eine Rolle spielen. Mir fällt dazu ein Preis ein, der nur über Empfehlungen läuft. Wer den Preis schon einmal erhalten hat, darf eine Kollegin oder einen Kollegen vorschlagen, und so wandert der Staffelstab weiter. Alle fühlen sich gut, der Kreis bleibt klein und die so Empfohlenen haben nicht mit der Qualität ihrer Texte überzeugt, sondern mit ihren Beziehungen.
Doch zu behaupten, dass alles nur über Kontakte funktioniert, war m.E. falsch.
Warum?
Grund 1: Wir, im Institut für kreatives Schreiben, hatten schon einmal einen literarischen Preis in Freiburg und Umgebung ausgeschrieben. Und ich erinnere mich noch gut, wie nervös ich war, weil bis kurz vor Abgabeschluss fast nur Texte eingereicht wurden, die schlicht unzumutbar waren. Ich hätte sie niemals guten Gewissens öffentlich prämieren können. Völlig unabhängig davon, ob ich die Autorinnen und Autoren kannte. Zum Glück kamen dann aber am letzten Tag noch einige wirklich gute Texte, die dann die drei ersten Plätze belegten. Alle drei Texte stammten von mir bis dato unbekannten Autorinnen.
Grund 2: Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits für den Glauser-Preis nominiert – den renommierten deutschsprachigen Preis für Kriminalliteratur. Er wird vom Syndikat, der größten Krimiautor:innen-Community im deutschsprachigen Raum ausgeschrieben. Ich war damals nicht einmal Mitglied im Syndikat, Kontakte hatte ich dort keine. Umso größer war meine Überraschung – und Freude – über die Nominierung.
Fazit
Auch wenn sicherlich Beziehungen, wie in allen Bereichen des Lebens, förderlich sind, für mich stand fest:
Man kann es auch ohne Vitamin B schaffen!
Der Praxistest mit meinen Kursteilnehmenden
Also beschloss ich, es in meinen Schreibkursen auszuprobieren. Wir gingen systematisch vor:
- Ausschreibungen sammeln
Ich sammelte Wettbewerbe und Stipendien von verschiedenen Veranstaltern und stellte sie auf die Website des Instituts. Die Teilnehmenden suchten sich ein oder zwei heraus, die sie interessierten. - Kriterien ernst nehmen
Viele hatten Ausschreibungen bislang eher überflogen. Und sich nicht oder kaum an die geforderten Kriterien gehalten. Ab sofort nahmen wir es genau: Wenn sechs Normseiten gefordert waren, lieferten wir sechs Normseiten. Nicht fünf, nicht acht. Keine eng beschriebenen Seiten ohne Rand und mit einzeiligem Abstand – sondern echte Normseiten.
(Wer nicht weiß, was das soll mit den Normseiten, mehr dazu hier >>) - Schreiben und Überarbeiten
Wir arbeiteten an runden Kurzgeschichten mit nachvollziehbarer Dramaturgie. Ende nicht schlüssig? Plot-Twist zu konstruiert? Motivation der Charaktere nicht glaubhaft? Ein loser Handlungsfaden am Ende? Es wurde so lange gefeilt, bis die Geschichte stimmte. - Professionell einreichen
Normseiten, Vita, Anschreiben – das volle Paket. Ein Riesen-Aufwand, ja, aber zugleich die perfekte Übung für spätere Roman- oder Manuskripteinreichungen bei Verlagen.
(Mehr zum Einreichen von Manuskripten hier >>)
Und dann hieß es: warten.
Das Ergebnis der Einreichungen für literarische Wettbewerbe
Zu meiner eigenen Überraschung kamen recht bald die ersten positiven Nachrichten (Preise, Nominierungen, Veröffentlichungen ) – und es blieb nicht bei ein oder zwei. Schon in den ersten beiden Jahren (2014 und 2015), in denen wir das Thema im Kurs ernsthaft angegangen waren, gab es:
10 literarische Preise für die Kursteilnehmenden!
Ohne Beziehungen.
Ohne Vitamin B.
Einfach durch gute Texte, sorgfältige Arbeit und professionelle Einreichungen.
Bei uns im Kurs bedeutete das: feiern, feiern, feiern!

Fazit unseres „Vitamin B Tests“
Natürlich gibt es literarische Preise, die durch Beziehungen vergeben werden, machen wir uns nichts vor.
Aber entscheidend ist ja, ob es genügend andere gibt, die aufgrund der Qualität der Texte vergeben werden. Und die gibt es ganz offensichtlich, wir waren ja angetreten, das zu testen und das Ergebnis war umwerfend und extrem mutmachend!
Wer Ausschreibungen ernst nimmt, Regeln beachtet und seine Texte sorgfältig überarbeitet, hat sehr wohl eine Chance – auch ohne Beziehungen!
Sie wollen es selbst einmal ausprobieren?
Lassen Sie sich auf unserer Seite mit den literarischen Ausschreibungen inspirieren, suchen Sie sich ein oder zwei passende Themen aus und probieren Sie es einfach. Hier geht es zu den literarischen Wettbewerben >>
… und falls Sie sich je gefragt haben, wie es dazu kam, dass wir auf unserer Webseite Ausschreibungen zu literarischen Wettbewerben, Preisen, Anthologien etc. sammeln, jetzt wissen Sie es.
In früheren Jahren war es wichtig, braun zu werden, besser noch schwarz zu werden.

Ich weiß noch, dass mir daran gefallen hat, wieviele aufbauende Zitate drin standen. Dass es auch ein Programm hat zum Durcharbeiten. Programme fühlen sich ja meist gut an, sie geben einem eine Art von Halt.
Erst wenn wir uns fest vornehmen, dass wir diese drei Seiten, die wir in den nächsten etwa 15 Minuten beschreiben werden, danach nicht mehr brauchen, sie sogar in den Müll werfen dürfen, erst dann ist die Hürde des Perfektionismus für kurze Zeit aus dem Weg geräumt.
Ich habe einmal erwähnt, dass ihr Ziel ja eigentlich der Müll sei, daher könne man sie Müllseiten nennen, worauf die Teilnehmenden regelrecht empört reagierten. Für sie nämlich waren diese Seiten zu einer liebevollen Me-Time geworden, eine Selbstfürsorge, die einen ganz eigenen Zauber entwickelte und so etwas darf man nicht Müllseiten nennen.

Egal, wo ich auf der Welt war, immer saß ich irgendwo mit aufgeschlagenem Tagebuch und habe geschrieben.
Für mich ist es immer dasselbe Procedere: Die erste Fassung schreibe ich mit dem Stift auf Papier. Dabei ist wichtig, dass der Stift gut läuft und schnell Tinte abgibt und dass das Papier glatt ist. Die Gedanken sind ja immer rasend schnell und man kommt sowieso schon nicht hinterher mit dem Schreiben. Wenn dann das Papier oder der Stift noch zusätzlich bremst, kann es sein, dass die Kreativität versiegt.
Im zweiten Schritt übertrage ich den Text in den Computer, wenn möglich, ohne ihn zu überarbeiten.












