Morgenseiten schreiben nach Julia Cameron

Morgenseiten schreiben nach Julia Cameron

Die Morgenseiten: beliebte niedrigschwellige Methode im kreativen Schreiben!

Was sind Morgenseiten?

Morgenseiten sind eine tägliche Schreibpraxis: Man schreibt gleich nach dem Aufwachen drei Seiten am Stück – handschriftlich, ohne Unterbrechung, ohne Bewertung.

Tafel mit Aufschrift: Wenn der Weg schön ist, lass uns nicht fragen, wohin er führt!Ziel ist nicht ein schöner Text, sondern, dass man schreibt und zwar komplett egal, was. Man denkt schreibend  nach: überlegt, wie man den Tag gestalten möchte, ob man diese Aufgabe oder jene als Erstes  angeht, wie man das Treffen mit der Freundin am Vortag fand, wie man sich gerade fühlt, welche Sorgen man hat – ganz egal worüber man schreibt, Hauptsache man schreibt! Morgenseiten werden nicht geschrieben, damit irgendjemand sie liest, sie sind für niemanden zum Lesen gedacht, nicht einmal für sich selbst.

Hauptziel ist, ins Schreiben zu kommen, so niedrigschwellig wie möglich. 

Ein zweites Ziel kann sein, dass man auf diese Art den Kopf leer schreibt. Das kann dabei helfen, um danach Aufgaben besser bewältigen zu können, zum Beispiel das literarische Schreiben.

 

Woher kommen die Morgenseiten?

Buch: Der Weg des Künstlers. Das Buch, in dem die Autorin die sogenannten Morgenseiten beschreibt.Die Methode der Morgenseiten stammt aus Julia Camerons Klassiker Der Weg des Künstlers. Sie hat in ihrem Buch neben vielen anderen interessanten Methoden auch die Morgenseiten beschrieben und damit offenbar ein wichtige Bedürfnis angesprochen.
Nämlich das Bedürfnis nach einer Methode, die ganz ohne den Druck des Perfektionismus dabei hilft, ins Schreiben zu kommen.
Seither hat sich das Buch von Julia Cameron zu einem absoluten Klassiker der Kreativ-Schreiben-Ratgeber entwickelt und es gibt bei uns keinen Kurs, in dem es nicht mehrere Teilnehmende gibt, die von den Morgenseiten schwärmen.

 

Was bringen Morgenseiten?

  • Schreibfluss trainieren: Flüssig losschreiben, ganz ohne Perfektionsanspruch
  • Kreativität aktivieren: Zugang zur ungezwungenen Schreib-Kreativität
  • Mentale Klarheit: Gedanken ordnen, innere Unruhe abbauen
  • Selbstfürsorge: Einen Moment am Tag nur für sich selbst

 

Wie schreibe ich Morgenseiten richtig?

1. Gleich morgens – noch vor der Todo-Liste, Handy & Alltag

Am besten schreibt man direkt nach dem Aufwachen, bevor sich die alltäglichen Aufgaben melden. Vielleicht sogar noch im Bett: man setzt sich auf, ein dickes Kissen in den Rücken, eine Tasse mit duftendem Kaffee neben sich auf einem kleinen Tisch, einen Block auf den Knien und einfach loslegen.

2. Drei Seiten, handschriftlich

Julia Cameron empfiehlt drei DIN-A4-Seiten.
Warum handschriftlich? Man enschleunigt eher, als wenn man mit der Tastatur schreibt, das Schreiben ist dadurch auch weiter entfernt von der normalen Arbeit. Außerdem hat man mittlerweile festgestellt, dass sich handschriftliches Schreiben in einigen Bereichen positiver auf das Gehirn auswirkt, als das Schreiben mit Tastatur.

Warum nur drei Seiten? Angenommen, man möchte danach noch literarisch schreiben, wird man dafür Kreativität, Konzentration und Schreib-Schwung brauchen. Wenn man bereits 10 Seiten Morgenseiten geschrieben hat, könnte es sein, man hat sich bereits ausgeschrieben. Man hat den Schwung und die Kreativität sozusagen schon genutzt und es bleibt nicht genug für das eigentliche Projekt übrig.

3. Kein Ziel, kein innerer oder äußerer Kritiker

Schreiben, was kommt, wie zum Beispiel: „Keine Ahnung, was ich schreiben soll.“ Einfach schreibend die Hand bewegen, Worte dürfen gehen, wohin sie wollen, Gedanken werden schreibend aufs Papier gebracht, ohne Ansprüche an Stil, Orthographie oder Grammatik.

 

Für wen sind Morgenseiten besonders geeignet?

  • Angehende Autor:innen: Um ins Schreiben zu finden und Schreibblockaden zu lösen
  • Therapeut:innen & Coaches: Als Methode der Selbstfürsorge für Klient:innen
  • Pädagog:innen: Als niedrigschwelliger Einstieg in kreative Bildungsarbeit
  • Autor:innen: Um sich zuerst den Kopf frei zu schreiben um dann in das Schreibprojekt einzutauchen
  • Alle: die sich täglich ein bisschen kreative Auszeit gönnen möchten

 

Die Morgenseiten und das literarische Schreiben

Das Schreiben der Morgenseiten kann eine gute Vorbereitung auf das literarische Schreiben sein. Häufig ist es ja so: Man möchte eine kleine Geschichte schreiben oder ein Kapitel in einem Roman, man setzt sich hin und man kommt nicht rein. Alle möglichen Sorgen gehen einem durch den Kopf, die Arbeit, das Finanzamt etc. Dann kann es enorm helfen, wenn man sich zuerst einfach nur die Morgenseiten vornimmt und ganz ohne Anspruch schreibt, was einem gerade so durch den Kopf geht. So schreibt man sich den Kopf frei, damit man danach besser in die Geschichte eintauchen kann.

 

Müssen Morgenseiten wirklich morgens stattfinden?

Unsere Meinung dazu: Nein! Oder besser: es kommt darauf an!

Natürlich hat es einen ganz eigenen Charme, wenn man sich direkt nach dem Aufstehen eine Zeit gönnt und schreibt. Es kann beruhigend, klärend oder meditativ sein. Die morgendliche Ruhe. Man ist innerlich noch ganz aufgeräumt und kann die Gedanken frei fließen lassen. Man ist noch nicht mitten drin im alltäglichen Trubel. Daher ist der Morgen direkt nach dem Aufstehen eine gute Idee.

Geöffnetes Notizbuch mit Text zu den Morgenseiten.Aber man kann es auch zu jeder anderen Tageszeit tun. Wenn man die Morgenseiten zum Beispiel dafür nutzen möchte, um vor dem Schreiben eines Romankapitels den Kopf frei zu bekommen, ergibt es natürlich nur einen Sinn, wenn man das direkt davor macht. Wenn Sie also gerne abends an ihrem Roman schreiben, dann sollten Sie einmal probieren, direkt davor drei Seiten Morgenseiten zu schreiben. Das Schreiben der Morgenseiten hilft dabei, den Alltag beiseite zu schieben und sich auf das literarische Scheiben zu fokussieren.

Aus diesem Grunde können die Morgenseiten unserer Meinung nach auch Mittagsseiten, Nachmittagsseiten oder Abendseiten sein. Und falls Sie ein Nachtschwäremer sind, spricht auch nichts dagegen, sie als Nachtseiten einzusetzen.

 

 

Braucht man für die Morgenseiten einen speziellen Platz?

Natürlich ist es eine schöne Sache, falls man die Morgenseiten wirklich morgens schreiben möchte, das direkt im Bett zu tun. Das hat etwas von sich Verwöhnen. Vor allem im Winter ist das wunderbar!

Ein kleines Notizbuch geöfnet mit Text zu den MorgenseitenAber wie schon erwähnt: man kann sie auch zu jeder anderen Tageszeit schreiben und man kann sie natürlich auch außerhalb des Bettes schreiben, in einem bequemen Sessel, auf dem Sofa, draußen in der Natur, im Wald auf einem Baumstamm sitzend, im Garten in einer gemütlichen Liege oder wo auch immer. Es empfiehlt sich, die Morgenseiten nicht an dem Platz zu schreiben, an dem man normalerweise die Buchhaltung oder ähnlich trockene Aufgaben erledigt.
Aber wenn es da auch geht, warum nicht!


Kurz: jeder Platz ist der richtige, solange die Hand ungebremst übers Papier gleitet.

 

FAQ zu Morgenseiten

Muss ich jeden Tag schreiben?

Nein – aber Regelmäßigkeit hilft. Schon nach kurzer Zeit schreibt man einfach drauflos.

Was, wenn mir drei Seiten zu lang sind?

Einfach weniger schreiben. Denn die drei Seeiten sind kein Muss. Man kann auch stattdessen die Uhr stellen und nach max. 15 Minuten aufhören zu schreiben.

Was mache ich mit meinen Seiten?

Nichts. Man kann sie wegpacken, in einen großen Umschlag, in einen Ordner, eine Schublade oder man kann sie auch wegwerfen. Denn sie sind nicht dazu da, etwas zu dokumentieren oder gar um veröffentlicht zu werden. Hier geht es nicht um das Produkt, sondern nur um den Prozess.

 

 „Morgenseiten sind wie Zähneputzen für den Kopf.“
Julia Cameron