Schreibsoftware für Autor:innen, Bücher schreiben mit Autorenprogrammen wie Papyrus, Scrivener oder Patchwork?
Schreibsoftware für Autor:innen
Autoren-Schreibsoftware ist speziell auf die Bedürfnisse von Autoren bzw. Schriftstellern zugeschnitten. Sie geht in ihren Möglichkeiten über die der üblichen Schreibprogramme wie Word oder Open Office hinaus und bietet beispielsweise Tools zum Plotten oder zum Anlegen von Karteien für Charaktere. Dies kann Autor:innen dabei helfen, den Überblick zu bewahren, was insbesondere bei größeren Schreib-Projekten von Nutzen sein kann.
Lohnt es sich überhaupt, sich ein Autorenprogramm anzuschaffen? Die sehr umfangreichen Schreibprogramme sind meist nicht kostenlos. Und wenn, dann welches?
Unsere Praktikantin Alexandra Mentzel hat sich ein paar der Autorenprogramme ein bisschen genauer angesehen und lässt uns an ihren Recherchen teilhaben:
Was versteht man unter einem Autorenprogramm und was kann es?
Schreibprogramme für Autoren und Autorinnen bieten die unterschiedlichen
Funktionen, die zum Schreiben eines Buches benötigt werden, in einem Programm.
Zum Beispiel:
- Ideensammlung
- Pinnwand für Notizen
- Diverse Sammlungen von Charakteren, Orten, Schauplätzen etc.
- Plotten
- Mindmaps
- Timelines
- Storylines
- Spannungskurven
- Szenencheck
- Schreiben
- Grammatik/Rechtschreibprüfung
- Stilkorrektur
- Formatieren für jeweilige Buchform
- und viele mehr
Drei bekannte Schreibprogramme für Autor:innen
Bei den folgenden Autorenprogrammen handelt es sich mehr oder weniger um Allrounder, mit denen man den gesamten Schreibprozess durchführen kann. Beginnend mit der Planung über das Schreiben des Textes und die Korrektur bis zur Fertigstellung für die Veröffentlichung.
Für alle Programme gibt es eine kostenlose Demoversion, die Sie zum Testen herunterladen können, um sich selbst ein Bild davon zu machen, ob eine Autoren-Schreibsoftware für Sie in Frage kommt.
Papyrus Autor 11
Papyrus Autor 11 hat sich zum Ziel gesetzt, eine Schreibsoftware zu bieten, die speziell an die Bedürfnisse von Autor*innen angepasst ist und diesen die Möglichkeit bietet, den gesamten Schreibprozess, von der Planung bis zur Veröffentlichung in einem Programm durchführen zu können. Mit den vielen Möglichkeiten, die die Software bietet, kostet sie (Stand 2022): 199 € bzw. 79 € für ein Upgrade der neusten Version. Für Studierende und Azubis (mit Nachweis) kostet sie nur 149 €. Die Software ist geeignet für Autor*innen von Romanen und Sachbüchern und hat Features, die über alle Bereiche des Buch-Schreibens reichen. Sie ist für Windows und macOS erhältlich.
Planung und Ideensammlung
Das Herzstück der Planung bieten in Papyrus Autor die sogenannten „Denkboards“, mit ihnen können Mindmaps erstellt und Ideen sortiert, bzw. Charaktere, Handlungen und der generelle Plot in Bezug zueinander gestellt werden, sodass man eine bildliche Version der Geschichte erhält.
Charaktere und Orte können als Kartei angelegt werden, mit Charakter- bzw. Ortskarten. Die Storyline kann in einer Spannungskurve bzw. Spannungskurven verbildlicht werden um so einen guten Überblick zu erhalten.
Ebenso kann man problemlos Recherchiertes aus dem Internet speichern, das mit den jeweiligen Quellen hinterlegt wird. Auch Bilder können so eingefügt werden. (Natürlich muss im Falle einer Veröffentlichung immer auf das Urheberrecht geachtet werden.) Neben der Haupt-Storyline können auch Plotlines für jeden einzelnen Charakter erstellt werden, um zu sehen wie diese sich überschneiden oder wie interessant und durchdacht ein Charakter ist.
Text und Notizen
Der Schreibfokus-Modus bietet eine Ansicht, die alle Features ausblendet und nur den wesentlichen Text zeigt, damit man sich vollkommen auf das Schreiben konzentrieren kann.
Der Text kann auch während des Schreibens einer Stilprüfung unterzogen werden und Papyrus bietet Alternativen und Synonyme bei zum Beispiel Wortwiederholungen an.
Charakterkarten, Spannungskurven usw. können auch während des Schreibens geöffnet werden, falls man zum Beispiel den Nachnamen einer Person vergessen hat oder überprüfen möchte, ob es dramaturgisch Sinn macht, wie sie gerade handelt.
Korrektur und Veröffentlichung
Die Stilprüfung untersucht den Text auf Wortwiederholung und Sprache. Der Dudenkorrektor wird von vielen als großes Plus gesehen, da er sorgfältiger und genauer arbeitet als herkömmliche Korrektoren in Schreibsoftware. Das Programm bietet auch Tipps für Schreibstil, Erzählstil, Storytelling usw., wenn man dabei Hilfe benötigt oder einfach etwas dazu lernen möchte.
Auch das Handbuch ist gut verständlich.
Der Text lässt sich in E-Book, Hardcover, Softcover und alle anderen gängigen Formate, die Verlage oder Publishingplattformen nutzen, formatieren.
Fazit
Papyrus benötigt etwas Einarbeitungszeit, die manche im Schreibprozess vielleicht hindern könnte, aber wenn man sich für die vielen Möglichkeiten interessiert, lohnt es sich, zumindest einmal die Demoversion zu testen.
Das Handbuch ist ebenfalls gut verständlich und da das Programm im deutschsprachigen Raum sehr bekannt ist, gibt es genügend Informationsquellen, wenn man einmal nicht weiterkommt.
Die Software lohnt sich eher für Schreibende von Romanen, die all ihre Informationen digital haben möchten bzw. große Projekte in einem Schreibprogramm komplett planen und durchführen wollen. Papyrus Autor 11 bietet viele Möglichkeiten, die auch individuell genutzt und angepasst werden können.
Hier gehts zur Webseite von Papyrus >>
Scrivener
Scrivener ist eine englischsprachige Software, die sich aber auf Deutsch umstellen lässt. Ihre Entwickler haben sich zum Ziel gesetzt, eine Software für verschiedenste Schreibprojekte und verschiedenste Schreiber*innen zu gestalten. So bietet das Programm zahlreiche Möglichkeiten, es so anzulegen, wie es für einen passt, um es bestmöglich nutzen zu können. Scrivener ist für Windows, macOS oder iOS erhältlich und kostet (Stand 2022:) 53 € bzw. 45.05 €, als Student*in/ Auszubildende*r. Für die iOS Version, fürs iPad, iPhone oder den iPod Touch, zahlt man 19,99 $.
Planung und Ideensammlung
Scrivener bietet Dokumentenvorlagen für verschiedenste Schreibprojekte, zusätzlich erlaubt das Programm weitere Vorlagen herunterzuladen und zu nutzen. Sie reichen von sehr strukturiert, teils mit klaren Anweisungen, was im Plot passieren sollte, zu sehr freien Vorlagen. So ist Scrivener nicht nur für Fiction, sondern auch für Nonfiction Projekte ausgelegt. Wie beispielsweise Artikel, Blogbeiträge, wissenschaftliche Arbeiten usw.
Ein Projekt wird in Scrivener zudem nicht als einfache Datei gespeichert, sondern als eigener Ordner, so können verschiedene Ebenen oder zugehörige Dokumente des Schreibprojektes übersichtlich und individuell gestaltbar abgespeichert werden. Die Autorensoftware erlaubt auch problemlos den Import von Recherchiertem in Form von Quellen oder Bildmaterial.
Das Korkbrett bietet die Möglichkeit, alle Szenen und Kapitel bzw. Abschnitte eines Projektes übersichtlich in Karteikarten zu überblicken und zu verschieben, zu löschen usw.
Text und Notizen
Während des Schreibens kann man ganz einfach das Scratchpad aufrufen, um sich schnelle Notizen zu machen, ohne den Schreibfluss zu stören. Diese können später in beliebigen Rubriken abgespeichert werden (auch außerhalb des Programmes). Ähnlich wie ein Schmierzettel, auf dem man sich einen Gedankenblitz notiert, der eventuell gar nichts mit dem zu tun hat, woran man schreibt.
Scrivener bietet die Möglichkeit, sich Schreibziele zu setzen. Es lässt sich bestimmen, wie viele Wörter man zum Beispiel an einem Tag oder im gesamten Projekt schreiben möchte. Das Autorenprogramm zeigt dann in der „Progress bar“ den Schreibfortschritt an. Der Schreibfortschritt kann auch in Zeichen oder in Buchseiten gemessen werden
Korrektur und Veröffentlichung
Das Editieren des Textes funktioniert mit Scrivener auf einfache Weise. Formatierungen lassen sich voreinstellen in gängige Formate für E-Book, Paperback und andere. Texte aus anderen Programmen können problemlos importiert und umformatiert werden.
Fazit
Scrivener bietet zahlreiche Möglichkeiten, das Arbeiten mit der Autorensoftware speziell auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Durch die vielen Möglichkeiten kann auch hier die Einarbeitungszeit etwas länger ausfallen, aber wenn man auf große Flexibilität Wert legt, lohnt es sich, Scrivener einmal auszuprobieren. Außerdem kann das Programm auch gut genutzt werden, wenn man noch nicht alle Features kennt.
Patchwork
Auch Patchwork ist ein Allrounder Autorenprogramm, das sich durch seine Übersichtlichkeit hervorhebt. Es besteht die Möglichkeit mit einem Einsteigermodus zu beginnen, in dem dennoch schon alle Tools, die man zum Planen, Schreiben und Veröffentlichen benötigt, zugänglich sind. Sobald man es sich zutraut, kann in den Profimodus umgeschaltet werden, in dem weitere Features ersichtlich werden. Die Kosten für die Software betragen (Stand 2022) ohne Dudenkorrektor 99€, mit Dudenkorrektor 134€.
Planung und Ideensammlung
Mit Patchwork ist Plotten nach sieben verschiedenen Systemen möglich. Es können, wie bei den anderen Programmen auch, Figuren, Schauplätze und sogar Objekte in Karteien angelegt werden und direkt mit dem Text verknüpft.
Auf dem Kreativboard können Entwürfe und Ideen festgehalten werden. Durch Clustering und die Kreativmatrix ist Brainstorming in das Programm leicht zu übertragen.
Recherchepools können in projektbezogene und projektunabhängige Recherche unterteilt sowie speziell auf einzelne Szenen bezogen und dort vermerkt werden.
Verschiedene Timelines und Storylines werden getrennt aufgeführt. So können auch mehrere Bände eines Buches verwaltet werden.
Schreiben und Notizen
Patchwork besitzt eine klare und intuitive Struktur. So tritt auch am Anfang während dem Wechsel zwischen Planung, Schreiben und Formatierung nicht zu viel Irritation auf.
Auf einer Pinnwand können Notizen gemacht werden.
Während des Schreibens gibt es bereits einen mitlaufenden Thesaurus, der das Korrigieren später erleichtert. Strukturiertes Schreiben ist durch Szenenorientierung möglich.
Es können mehrere Szenen parallel, nebeneinander betrachtet werden. Auch hier lässt sich ein Schreibziel festlegen, bei dem das Programm den eigenen Schreibfortschritt kontrolliert und anzeigt.
Zum ungestörten Schreiben besitzt Patchwork einen Schreibfokusmodus und einen Schreibtimer, mit dem man festlegen kann, wie lange man am Stück schreiben möchte.
Korrektur und Veröffentlichung
Durch Features wie Grammatik-, Rechtschreib- und Stilprüfung, Möglichkeit, den Text vorlesen zu lassen, Szenencheck, Prüfung auf Wortwiederholung, eine Orthografische Bibliothek und viele weitere, wird die Korrektur von Texten sehr erleichtert.
Möchte man sein Manuskript mit Patchwork bereit für eine Veröffentlichung machen, gelingt das Layouten einfach. Es werden verschiedene Formate angeboten, die auch problemlos zu einem E-Book umgewandelt werden können
Fazit
Patchwork ist eine übersichtliche Software für Autor*innen, die an einem Allrounder Schreibprogramm interessiert sind sich aber etwas eingeschüchtert von den vielen Möglichkeiten fühlen. Durch den Einsteigermodus geschieht das Einarbeiten in das Programm etappenweise. Einige Features sind nicht so umfangreich wie die von bspw. Papyrus, aber dennoch völlig ausreichend.
Weitere Autorenprogramme
Dramaqueen >>: Die Software startete ursprünglich als Plotting– und Schreibprogramm für Drehbuchautor*innen. Mittlerweile hat sie auch Versionen für Romanautor*innen und eine kostenlose, aber eingeschränkte Version:
Außerdem:
yWriter >>
Novel Factory>>
Zenwriter >>
WriteMonkey >>
Jutoh >>
Storyist >>
Ulysses >>
Wofür sollte bzw. kann man eine Autorensoftware nutzen?
Unsere Empfehlung: Beim Bearbeiten von größeren Projekten oder von mehreren Projekten gleichzeitig ist ein Autorenprogramm hilfreich. Die meisten angehenden Autor:innen stellen sich vor, dass man eine Idee für einen Roman hat, sich irgendwann hinsetzt und den Roman zügig niederschreibt.
Die Realität aber sieht oft anders aus: Man beginnt mit dem Roman, schreibt 20 Seiten flüssig durch, stockt, weil einem nichts mehr einfällt, schreibt erst 3 Wochen später weiter, muss unterbrechen, weil die Kinder Schulferien haben, man mit dem Partner in Urlaub fährt, oder einen berufliche Reise antreten muss. Dann setzt man sich wieder hin, kommt aber nicht so recht rein, weil man sich nicht mehr genau erinnert, wann wer was getan und gesagt hat … und so weiter.
Dasselbe gilt natürlich auch für ein Sachbuch oder eine Autobiografie.
Kurz: Die Realität und der eigene Kreativitätsfluss können bewirken, dass man das Projekt immer wieder beiseite legen und später wieder aufnehmen muss.
In diesem Fall ist es großartig, wenn es einen festen Platz im Autorenprogramm gibt, an dem der Plot, einzelne Szenen, die wichtigsten Merkmale der Charaktere, Schauplätze, etc. festgehalten wurden. So kann man in kurzer Zeit wieder eintauchen in sein Werk.
Dasselbe gilt natürlich auch, wenn Sie mehrere Projekte gleichzeitig bearbeiten, etwa einen Roman und außerdem ein Sachbuch, oder mehrere Kurzgeschichten.
Zu wem passt also eine Autoren-Software?
Generell lässt sich sagen, testen kostet nichts und die meisten Schreibprogramme für Autor*innen haben eine Demoversion, die man (manchmal mit kleinen Einschränkungen) für meist 30 Tage testen kann.
Am wichtigsten ist aber, dass man schreibt, das geht mit und ohne Autoren-Software.
Wenn das Autorenprogramm einen also eher aufhält, eine Hürde darstellt oder sogar zum Prokrastinieren einlädt, ist es wahrscheinlich erst einmal der bessere Weg, ohne es zu arbeiten, wenn man es aber effizient zu nutzen weiß, bietet es unheimlich viele Möglichkeiten und kann so das Arbeiten an einem Projekt ungemein erleichtern.
Für die Richtigkeit unserer Angaben ebenso für die Aktualität der genannten Preise übernehmen wir keine Gewähr.
Bilder: v.o.n.u.: gladkov/123rf, restliche Bilder: Alexandra Mentzel