Selfpublisher werden mittels Eigenveröffentlichung: Wie geht das, ergibt das einen Sinn, kann man damit erfolgreich sein?
Selfpublishing: Selbst veröffentlichen früher und heute
Früher galt Selfpublishing in der literarischen Welt als etwas anrüchig. Wenn jemand einen richtig schlechten Roman geschrieben hatte, ohne jede Chance auf Veröffentlichung, nahm er einfach Geld in die Hand und veröffentlichte ihn selbst.
Heute ist Selfpublishing aus der Ecke der sog. Eitelkeitsveröffentlichungen herausgekommen und mittlerweile gesellschaftsfähig.
Dies ist dadurch geschehen, dass unter den selbst veröffentlichten Büchern auch einige waren, die richtig gut geschrieben und sehr erfolgreich waren. Und natürlich auch, weil Selbstveröffentlichen dank Book-on-demand-Verfahren sehr preiswert und damit für jeden erschwinglich geworden ist. (Früher musste man einigen der sogenannten Druckkostenzuschussverlage bis zu 10.000 Euro für das Veröffentlichen bezahlen).
Selfpublishing heute bedeutet, dass man die Veröffentlichung seines Buches selbst in die Hand nimmt und das aus verschiedenen Gründen:
- Man schreibt für ein Nischenpublikum, das für einen Verlag zu klein ist
- Die Geschichte wurde zwar abgelehnt, aber man glaubt an sie
- Man wird als Newcomer von den Verlagen (noch) nicht ernst genommen
- Man möchte die Kontrolle über Titel, Cover etc. nicht abgeben
Was ist Selfpublishing?
Selfpublishing oder Selbstpublikation bzw. Selbstveröffentlichung bedeutet, dass Autor:innen das eigene Buch selbst und ohne einen traditionellen Verlag veröffentlichen. Dabei machen sie entweder alle Schritte, die für eine Veröffentlichung nötig sind, selbst oder lassen sie auf Bezahlung bei Profis durchführen.
Der entscheidende Unterschied zwischen dem üblichen Weg über traditonelle Verlage und dem Weg des Selfpublishings ist, dass das Geld, bevor die Bücher sich verkaufen, in zwei entgegengesetzte Richtungen fließt.
- Veröffentlichung in einem traditionellen Verlag:
Autoren müssen für die Veröffentlichung nichts bezahlen und erhalten oft einen Vorschuss - Selfpulishing:
Autoren zahlen Geld für die Veröffentlichung
Nichtsdestotrotz hat Selfpublishing durch das Internet immer mehr an Beliebtheit gewonnen, denn man kann mittels Social Media das eigene Buch viel besser bewerben als früher. Daher gibt es unter den Selfpublishern mehr und mehr Autor:innen, die von ihrer Arbeit leben können. Darunter durchaus auch solche, die besser davon leben können, als sie es bei einem Verlag könnten. Und so wurden bereits viele Selfpublisher zu Bestseller-Autorinnen und -Autoren.
Wann ist Selfpublishing sinnvoll?
Sein Manuskript als Newcomer bei einem Verlag unterzubringen ist sehr schwer. Bei Verlagen liegen teils meterhohe Stapel mit ungefragt eingereichten Manuskripten. In diesen Stapeln mögen auch einige richtig gute Geschichten sein, aber sie werden vielleicht nicht angenommen, weil sie zum Beispiel thematisch nicht ins Programm des Verlages passen oder er schlichtweg keine Kapazitäten hat, ein weiteres Manuskript aufzunehmen.
Mittlerweile schlagen viele, noch unveröffentlichte aber auch bereits veröffentlichte Autoren den Weg des Selfpublishings ein und veröffentlichen ihr Buch eigenständig, ganz ohne Verlag. Zahlreiche Selfpublishing-Plattformen bieten online die Möglichkeit, das eigene Buch hochzuladen, zu erstellen und zum Verkauf anzubieten. Auch die Möglichkeit, seine Bücher zu bewerben ist zu Zeiten von Sozialen Medien wesentlich leichter für alle geworden.
Heutzutage ist Selfpublishing auf jeden Fall ein möglicher Weg, das eigene Buch an die Öffentlichkeit zu bringen. Als Autorin behält man die Kontrolle über Covergestaltung, Titelgebung, Layout u.s.w. Dabei ist allerdings zu beachten, dass man, um ein Buch professionell selbst zu veröffentlichen und zu bewerben, neben etwas Geld auch viel Zeit investieren muss.
Worauf sollte man als Selfpublisher achten?
Es gibt das Vorurteil, Bücher, die über Selfpublishing veröffentlicht wurden, hätten eine schlechtere Qualität als Verlagsbücher: viele Grammatik und-Rechtschreibfehler, selbstgebastelte Cover, schlecht lesbares Layout und langweiliger Plot.
Wer dieses Vorurteil nicht bedienen will, sollte neben einer großen Portion an Selbstkritik auch Zeit und ebenso Geld in sein Buch investieren.
Hat man das Manuskript geschrieben, muss es erst einmal auf Fehler und Verständlichkeit Probe gelesen werden, und das nicht nur von Familie und Freunden, sondern von Lesern, denen man zutraut, dass sie zu dem Manuskript etwas Sinnvolles sagen können. Dies könnte zum Beispiel eine bezahlte Lektorin sein.
Das Cover ist das erste, was potenziellen Lesern ins Auge sticht. Oft genug entscheiden sie sich danach, ob sie ein Buch lesen wollen oder nicht bzw. sich weiter darüber informieren oder nicht. Es lohnt sich, das Cover professionell von einem Grafikdesigner gestalten zu lassen.
Will man das Buch in verschiedenen Formaten anbieten, muss es umformatiert werden. Traut man sich das nicht selbst zu, ist es auch ratsam, hierfür eine Dienstleistung in Anspruch zu nehmen.
Oft muss man sich schon vor dem Formatieren bewusst sein, wo man sein Buch hochladen möchte, da unterschiedliche Selfpublishing Plattformen auch unterschiedliche Formate anbieten. Ist das Buch erst einmal fertig für den Upload, muss bereits daran gedacht werden, wie es beworben werden soll. Ist man noch unbekannt und hat noch kein Buch veröffentlicht, kann man zum Beispiel Buchblogger anschreiben und eine eigene Website erstellen bzw. sich auf Sozialen Medien vernetzen. Es gibt auch Werbeanbieter wie zum Beispiel BuchDeals , bei denen man sein Buch gegen Gebühr auf unterschiedliche Weisen bewerben lassen kann. Zum Beispiel kann man es in einen Newsletter aufnehmen lassen.
Die Möglichkeit besteht, dass man das investierte Geld mit dem Verkauf der Bücher nicht wieder reinbekommt. Dieser Gedanke kann demoralisierend wirken. Ist man aber überzeugt von der eigenen Idee und bereit, es mit den Kosten und Mühen, die das Selfpublishing mit sich bringen kann, aufzunehmen, sollte man es auf jeden Fall versuchen.
Denn es gibt mittlerweile unzählige mutmachende Erfolgsgeschichten von Selfpublishern!
Erfolgsgeschichten von Selfpublishern
Es gibt viele Autor:innen, die mit selbst veröffentlichten Büchern Erfolgsgeschichte geschrieben haben. Häufig beginnt eine Schriftsteller-Karriere als Selfpublisher und wenn die Bücher gut verkauft werden, springen die großen Verlage auf.
Hier ein paar berühmte Selfpublishing-Beispiele:
- Nele Neuhaus, die mittlerweile eine berühmte Autorin ist, startete mit Selfpublishing. Ihre zwei ersten Bücher veröffentlichte sie als Selfpublisherin. Sie lagerte sie in der Garage und verkaufte sie selber. Dank Mund-zu-Mund-Propaganda wurde sie damit so erfolgreich, dass der Ullstein-Verlag auf sie aufmerksam wurde und ihr einen Vertrag anbot. Mittlerweile, ein paar Jahre später, wurden mehr als 11 Millionen ihrer Bücher verkauft, sie wurden in 35 Sprachen übersetzt und 8 davon wurden verfilmt. Ein echtes Selfpublishing-Märchen!
- Poppy J. Andersen wird vielen Liebesroman-Fans ein Begriff sein. Die deutschsprachige E-Book-Autorin gilt als eine der erfolgreichsten Autorinnen durch Selfpublikation im deutschsprachigen Raum. Sie startete mit ihrer „Titans of Love-Reihe“ und schrieb mit ihren Liebesromanen vier Bestseller. Die Verkaufszahlen ihrer E-Books haben die Million bereits überschritten!
- Matthias Matting zählt ebenfalls zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Selfpublishing Autoren. Der Physiker, Journalist und Autor hat über 50 Bücher durch Selfpublishing veröffentlicht. Er ist zudem Autor des offiziellen Amazon-Bestsellers 2011. Für sein Buch “Reise nach Fukushima” erhielt er den Buchpreis “derneuebuchpreis.de” in der Kategorie Sachbuch.
- Emily Bold ist Autorin von Liebesromanen für Jugendliche und Erwachsene. Ob Fantasy, zeitgenössisch oder historisch, ihre Bücher handeln immer von der Liebe. Mit ihrem ersten historistischen Liebesroman „ Gefährliche Intrigen“, der im April 2011 auf der Kindle-Direct-Publishing-Plattform als E-Book erschien, schaffte sie es bei Amazon unter die Top 20 Bestseller des Jahres. Mittlerweile ist sie eine erfolgreiche Verlagsautorin und arbeitet mit Verlagen wie Ullstein, Montlake Romance und Thienemann-Esslinger.
- J. A. Konrath oder Jack Kilborn (Pseudonym) versuchte nach seinem Collegeabschluss zwölf Jahre lang, seine Manuskripte an Verlage zu bringen. Er veröffentlichte lange im Selbstverlag und gilt deshalb als einer der Pioniere im Selfpublishing. Mit seinem zehnten Roman gelang es ihm, Verlagsautor zu werden. Mittlerweile ist er Bestseller-Autor. Sein Gesamtwerk umfasst über 100 Kurzgeschichten und mehr als 40 Romane im Bereich Science-Fiction, Horror, Thriller und Mystery.
- Agnès Martin-Lugand, die bretonische Bestseller-Autorin fing auch als Selfpublisherin an. Ihr erstes Buch veröffentlichte sie auf Amazon Kindle Direct Publishing. Es wurde dort über 10.000 Mal heruntergeladen, bevor es von einem Verlag ins Programm aufgenommen wurde. Von da an nahm ihre Karriere einen sehr steilen Verlauf und mittlerweile wurden ihre Bücher weit über 3 Millionen Mal in über 30 Länder verkauft. Agnès Martin-Lugand gehört nach dem Ranking der französischen Tageszeitung „Le Figaro“ im Jahre 2020 zu den 10 am meisten gelesenen französischen Autor:innen.
- E. L. James ist die weltweit wahrscheinlich berühmteste Selfpublisherin, deren Fifty shades-Reihe mehr als sagenhafte 100 Millionen Mal verkauft wurde. Begonnen als Fanfiction, dann selbst veröffentlicht auf der Webseite der Autorin, fand der Text schließlich zuerst einen kleinen Verlag, bis er schließlich dank Mund- und Blogpropaganda von einem großen Verlag ins Programm genommen wurde. Glück für den Verlag, denn die Reihe bescherte ihm einen Rekord-Umsatz. Eine der erfolgreichsten Bücher-Reihen, die es je gab!
- Marah Woolf (Pseudonym) ist kürzlich mit ihrem neuen Roman „WiccaCreed. Zeichen & Omen“ direkt auf Nr. 3 der Spiegel-Bestsellerliste gelandet. Die deutschsprachige Autorin setzt trotz riesiger Erfolge (bis heute wurden sagenhafte 3 Millionen von ihren Romanen verkauft.) auch weiterhin vor allem auf Selfpublishing. Anstatt bei einem der großen Publikumsverlage zu veröffentlichen, bleibt sie beim Selfpublishing, weil es ihr jede Freiheit lässt, wenn es um die Gestaltung der Bücher, den Inhalt, den Zeitrahmen und das Marketing geht. Anstatt sich reinreden zu lassen, bestimmt sie alles selbst. Und da hat sie offenbar ein gutes Gespür, denn eine Gesamtauflage von 3 Millionen spricht für sich.
- Colleen Hoover veröffentlichte ihr erstes Buch „Weil ich Layken liebe“ als eBook im Selfpublishing. Das Buch schaffte es sofort auf die Bestsellerliste der „New York Times“. Mittlerweile hat sie eine riesige Fangemeinde und gilt als die erfolgreichste Autorin von Liebesgeschichten der Welt. Auch in Deutschland hat sie die Bestsellerlisten erobert. Mit „Nur noch ein einziges Mal“ stand sie mehrere Wochen auf Platz 1.
Und das sind nur einige wenige Beispiele von Autor:innen, die es geschafft haben. Sei es durch das Erkennen von Trends, durch gute Vernetzung und Nutzung von social media oder durch Beharrlichkeit. Es gibt viele Wege zum Erfolg!
Welche Selfpublishing-Anbieter und Distributoren gibt es?
Wie Amazon mit Kindle-Direct-Publishing, bieten auch andere Anbieter die Möglichkeit zum direkten Selfpublishing an. Darunter zählen zum Beispiel Tolino Media oder Beam ebook. Dort lädt man sein Buch hoch und es ist im Shop des Anbieters zum Kauf erhältlich. Hochladen und Verkaufen wird meist kostenlos angeboten. Es ist allerdings eine gute Idee, das Buch vor dem Upload so vorzubereiten, dass es möglichst ansprechend ist in Bezug auf: Cover, Layout, Grammatik, Zeichensetzung, Inhalt.
Will man sein Buch auf mehreren Plattformen anbieten, sich aber nicht die Mühe machen, es bei jeder Website einzeln hochzuladen und speziell dafür zu formatieren, kommen sogenannte Distributoren in Frage. Dort lädt man das Buch einmal hoch und der Distributor sorgt dafür, dass das Buch an verschiedene Shops verteilt und dort angeboten werden kann. Dabei ist die Anzahl der erreichten Shops und ob er zum Beispiel auch internationale Shops beliefert, vom Anbieter abhängig.
Genauso sind auch Kosten und weitere Dienstleistungen vom Anbieter abhängig. Es gibt Anbieter, denen nichts gezahlt werden muss, aber kann, um andere Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. So kann man sich zum Beispiel beim Anbieter BoD ein Cover gestalten oder das Buch richtig formatieren lassen etc. gegen einen bestimmten Betrag.
In Deutschland bekannte, kostenlose Distributoren für Selfpublishing sind:
epubli
Neobooks
Bookrix
Libreka
Open Publishing
Kostenpflichtige Distributoren, Verlage sind:
Books on Demand GmbH (je nachdem für welche Leistungen man sich entscheidet)
Xinxii
Feiyr (9.90 € einmalig für Accounteinrichtung)
Tredition
Smashwords
Ciando
Ruckzuckbuch
Vernetzung und Links
Durch die steigende Anzahl an Autoren und Autorinnen, die über Selfpublishing -Plattformen bzw. Books-on-Demand-Verlage ihre Bücher veröffentlichen, gibt es auch eine größere Plattform für und von eben diesen Autor:innen, die sich auf Websites und Foren im Netz bewegen, untereinander austauschen und informieren. Zieht man in Betracht, ein Buch selbst zu veröffentlichen, empfiehlt es sich sehr, diese Seiten zu besuchen. So kann man wertvolle Informationen erhalten und Gleichgesinnte finden.
Matthias Matting, einer der erfolgreichsten deutschen Self-Publishing-Autoren und Vorsitzender des Self-Publishing-Verbands, hat die Website „Selfpublisherbibel“ ins Leben gerufen, auf der er Informationen und Tipps zu allen Bereichen des Selfpublishings veröffentlicht. Es gibt auch eine Rubrik für Einsteiger, in der man findet, was man alles für den Anfang braucht.
Weitere Informationsquellen oder Plattformen:
Der Selfpublisher-verband
Der Selfpublishing Markt, auf dem Dienstleister für Selfpublishing Projekte gefunden werden können
Self-publishing Facebook Gruppe
Das BoD Forum
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