Was ist empfehlenswert und wie machen es berühmte Autor:innen?
Teilweise mutet es schon fast wie eine Religion an: die Frage nach dem einzig richtigen Werkzeug für Autorinnen und Autoren.
Natürlich gibt es die Verfechter von Stift (oder Füller) und Papier und die etwas Pragmatischeren, die behaupten, der Akt des Schreibens sei viel ungebremster und flüssiger, wenn man mit zehn Fingern und blind in die Tastatur eintippt.
Ja was denn nun?
Gibt es diesbezüglich eine Wahrheit, eine Art Zaubertechnik, die von den wahren Künstlern des kreativen Schreibens benutzt wird und die gar zu einem Bestseller führt (naja, im besten Fall).
Wir schauen einmal hin zur Wissenschaft und direkt danach zur Praxis von Schriftsteller:innen. Und hoffen so, das Rätsel zu lösen.
Die Wissenschaft: eine sehr interessante Studie!
Wer von Hand schreibt, trainiert sein Gehirn effektiver als jemand, der auf einer Tastatur tippt!
Das wurde in einer neueren Studie bestätigt. Die beiden Wissenschaftlerinnen Audrey van der Meer und Ruud van der Weel von der Norwegischen Universität für Naturwissenschaften und Technologie (NTNU) in Trondheim führten eine sehr interessante Studie durch.
Sie ließen eine Gruppe von Hand (also mit einem Stift) schreiben und eine zweite Gruppe mit der Tastatur.
Während des Vorgangs analysierten sie die neuronalen Netze, die an den unterschiedlichen Schreibweisen beteiligt waren.
Sie fanden heraus, was viele schon vermutet hatten (ob aus wissenschaftlichen Erwägungen heraus oder einfach aus der Liebe zum traditionellen Stift, wissen wir nicht):
Beim Schreiben von Hand gab es deutlich mehr neuronale Verknüpfungen. Die betroffenen Hinregionen sind zuständig u.a. für das Sehen, Erkennen und die Sprachbildung.
Wenn auch die Erkenntnis, die sie daraus zogen, sich vor allem auf das Lernen bezog, ist doch davon auszugehen, dass sich diese neuronalen Verknüpfungen auch positiv auf die Kreativität beziehen, da sie in Regionen stattfinden, die für die Sprachbildung zuständig sind.
Kurz und gut: Wahrscheinlich ist es förderlich, mit der Hand bzw. einem Stift kreativ zu schreiben!
Die Praxis: schreiben mit perfektem Schreibfluss, wie mach(t)en es die Großen?
Da aber gerade die Art, wie und wann und auf welche Weise man am kreativsten ist, eine sehr individuelle Sache ist, schauen wir doch einmal, wie es die berühmten Schriftsteller und Schriftstellerinnen machen, bzw. gemacht haben.
Hier ein paar Ergebnisse unserer Recherchen:
Autoren/Autorinnen in der Praxis, die Großen ihres Fachs!
Herta Müller schreibt auf dem Laptop, nebenher notiert sie sich Einfälle von Hand in ein Heft. Wenn sie unterwegs ist, notiert sie sich von Hand ihre Ideen.
Karen Duve schreibt mit der Tastatur mit fünf Fingern und guckt dabei ab und zu mal auf den Bildschirm. Ihr Hund Bauzi sitzt meist neben ihr.
Katja Lange-Müller schreibt immer etwa drei Seiten mit der Hand, dann tippt sie sie in den Computer.
Uwe Timm schreibt zuerst mit der Hand Notizen und einzelne Sätze in eine Kladde. Danach tippt er mit sechs (!) Fingern in den PC.
Quentin Tarantino schreibt seine Drehbücher immer mit dem Stift. Er ist der Meinung, dass man mit dem Computer eine Poesie schrieben kann. „Mein Stift ist wie meine Antenne zu Gott! Ich empfange meine Ideen durch ihn!“
Peter Handke schreibt ausschließlich von Hand.
Mariana Leky schreibt die Notizen zuerst in ein großes Buch. Den Roman aber schreibt sie mit dem Computer („mit zwei Fingern, aber trotzdem flott und blind“).
Yoko Tawada schreibt die erste Fassung ihrer Texte (Ideen und Bilder) von Hand. Erst danach tippt sie diese Fragmente in den Computer, erst dadurch werden sie zu einem richtigen Text.
Danielle Steele schreibt grundsätzlich mit einer 1946er Olympia Schreibmaschine und nennt sie “Ollie”. Sie trotzt tapfer der Versuchung, mit dem Computer zu schreiben.
Jurek Becker schreibt zuerst mit der Hand und dann in den Computer. Zumindest bei Prosa. Wenn er Drehbücher schreibt, kann es auch sein, er schreibt gleich mit dem Computer.
Elfriede Jelinek fing mit der Hand an, schreibt aber heutzutage immer direkt in die Tastatur, weil „das der Übermittlung zwischen den Gedanken und der Notation den geringstmöglichen Widerstand entgegensetzt“.
Sten Nadolny schreibt zuerst von Hand Notizen auf viele Karteikärtchen. Irgendwann überträgt er diese Notizen dann in den Computer.
Hilde Domin schrieb ihre Gedichte von Hand mit dem Bleistift auf. Dann überarbeitete sie sie und erst danach tippte sie die Texte ein.
Martin Walser schrieb ausschließlich von Hand („Ich brauche diese Art von Körpermitwirkung beim Schreiben“). Eine Zeitlang, als er mit Rückenproblemen auf dem Rücken liegen musste, schrieb er mit einem Space Pen von der Nasa, mit dem man auch aufwärts schreiben kann.
Christa Wolf schrieb die ersten Notizen von Hand, ging dann aber auf den Computer über. Nach eigener Aussage ging dieses Wechseln auf den Computer immer schneller, das heißt, sie schrieb immer weniger von Hand.
Johannes Mario Simmel schrieb von Anfang an mit der Schreibmaschine. Warum? Weil er Linkshänder war, umerzogen auf rechts und dadurch wurde laut seiner Aussage die Schrift so schwer leserlich, dass er seine Romane alle nur mit der Schreibmaschine schrieb.
Agatha Christie lernte Schreibmaschinen sehr zu schätzen, als sie sich einmal die Hand brach. Offenbar brachte sie das Schreiben mit der Maschine in einen kreativen Schreibfluss, daher schrieb sie im Laufe ihres Schriftstellerlebens mit verschiedenen Schreibmaschinen, darunter die Remington Home Portable No. 2, die tragbare Corona No. 3 und die Remington Victor T.
Ernest Hemingway schrieb mit der Schreibmaschine und Gerüchten zufolge am liebsten im Stehen. Zu den bevorzugten Schreibmaschinen gehörten die Corona No. 3, eine No. 4 und verschiedene tragbare Exemplare von Royal.
Mark Twain fing wohl handschriftlich an. Später behauptete er, der erste Autor zu sein, der sein Manuskript mit der Schreibmaschine getippt abgab. Allerdings notierte er die ersten Gedanken und Ideen auch zuerst mit der Hand und tippte erst danach.
Kreativ schreiben mit oder ohne Stift? Fazit:
Und was sagt uns das? Liebe Autorinnen und Autoren, tun Sie sich den Gefallen, hören Sie auf sich selbst, testen Sie, wie bei Ihnen der Schreibfluss besser entsteht und aufrecht erhalten wird und danach machen Sie es so, wie es am besten passt!
Und letztlich, ganz egal womit man schreibt, das Wichtigste ist, man tut es!
Sollten Sie noch einen kleinen Schubser brauchen, können Sie den gerne erhalten von ganz ausgezeichneten Dozentinnen in unseren ganz ausgezeichneten Abendkursen. In verschiedenen Einführungskursen erhalten Sie Anregungen und erlernen Methoden, die das Schreiben zu einem leichten und freudvollen Vorgang machen. Sollten Sie bereits wissen, dass Sie gerne einmal einen Roman schreiben wollen, dann empfehlen wir Ihnen unseren Jahreskurs.
Hier geht es zu den Abendkursen >>
Hier geht es zum Jahreskurs >>
Wenn Sie mehr Interessantes über das Schreiben erfahren möchten, abonnieren Sie doch unseren Newsletter. Er ist gratis und bringt Ihnen immer wieder neue Informationen zum Thema kreatives Schreiben, außerdem die neuesten Kurstermine, viele attraktive Ausschreibungen und mehr aus der Welt von Autoren und Autorinnen.