Roman-Autor:in werden: Dem Zauber des Schreibens erliegen!
Auch wenn Mark Twain einmal bemerkte, es sei „idiotisch, sieben oder acht Monate an einem Roman zu schreiben, wenn man in jedem Buchladen für zwei Dollar einen kaufen kann“, hat er sich dennoch die Mühe gemacht, selbst zu schreiben. Und das mit gutem Grund!
Denn es gibt kaum etwas Schöneres und Befriedigenderes als das Schreiben eines Romans! Schöpferisch tätig sein, Ideen entwickeln, verwerfen und wieder neu entwickeln. Zeile um Zeile zu Papier bringen. Ein Kapitel nach dem anderen entstehen lassen – das Romanschreiben hat etwas zutiefst Befriedigendes.
Aber natürlich ist es auch hierbei gut, wenn man ein paar Tipps beherzigt, denn es gibt auf dem Weg zum fertigen Roman das eine oder andere Hindernis.
Roman schreiben lernen oder es einfach tun?
Sie denken daran, einen Roman zu schreiben und wissen nicht so recht, wie einsteigen, wo anfangen, vorher planen oder einfach drauf losschreiben? Es ist wie bei den meisten kreativen Tätigkeiten: Die Mischung macht es.
Die Mischung aus Inspiration und Handwerk. Das eine muss das andere nicht stören, beide können sich aufs Wunderbarste ergänzen. Seltsamerweise gehen viele angehende Autoren an das Projekt Romanschreiben vollkommen unvorbereitet heran und setzen ausschließlich auf Inspiration. Deshalb ist die Reise oft ganz schnell vorbei, meist nach dem ersten Kapitel. Damit Ihnen das nicht passiert, können Sie zwei Dinge tun:
- sich bei einem unserer Kurse anmelden, zum Beispiel beim:
Jahreskurs Schreibhandwerk >> oder dem
Online Abendkurs „Einführung ins Schreibhandwerk“ >>
- oder zumindest unsere Tipps unten durchlesen, damit es klappt mit Ihrem Roman:
10 Schritte auf dem Weg von der leeren Seite zum fertigen Roman:
Schritt 1: Die Inspiration, der Götterfunke!
Sollten Sie zwar wissen, dass Sie einen Roman schreiben wollen, aber nicht wissen worüber, sind Sie auf Inspiration angewiesen. Und die bekommen Sie geschenkt. Vielleicht gehen Sie spazieren und plötzlich haben Sie einen Einfall? Oder Sie sitzen in einem Café, beobachten zwei Menschen am Nebentisch und schon ist eine Idee für einen Roman da?
Diese beiden Situationen sind hier nicht ohne Grund aufgeführt, denn sie gehören zu den inspirierendsten für Schriftsteller. Es ist von vielen berühmten Autoren überliefert, dass für sie der tägliche Spaziergang (Thomas Mann u. a.) oder das Sitzen im Café (Ernest Hemingway u. a.) sehr kreativitätsfördernd war. Letztlich aber bietet das ganze Leben Inspiration und jede Menge Stoffe für Romane.
Schritt 2: Sammeln, Auswählen, Sortieren, Entscheiden
Sammeln Sie für einige Zeit alle Ideen, die Ihnen zufliegen. Sehr praktisch ist ein kleines Notizbuch oder ein kleiner Block, der in jede Tasche passt, oder aber einfach eine Notizseite im Smartphone. Nach einiger Zeit, wenn Sie ein paar brauchbare Ideen haben, entscheiden Sie sich für eine!
Was sollte Ihrer Entscheidung zugrunde liegen?
- Ist es genug Stoff, um die vielen Seiten eines Romans zu füllen?
- Ist es ein Thema, das mich nur jetzt gerade interessiert oder eines, das bei mir immer wieder kehrt? Das wiederkehrende Thema wird Sie wahrscheinlich auch dann noch interessieren, wenn ein aktuelles wie etwa die Vogelgrippe oder der Jakobsweg etc. schon lange wieder aus dem allgemeinen Interesse und der Presse verschwunden ist. Denn meist dauert es einige Zeit, bis ein Roman fertig geschrieben ist, daher ist es gut, wenn man sich für das jeweilige Romanthema tiefer interessiert.
Sollten Sie sich nicht entscheiden können, wählen Sie trotzdem eines. Denn Scheiben lernt man nicht, indem man plant, eines Tages irgendwann einmal eventuell zu schreiben, sondern indem man es tut. Jetzt.
Schritt 3: Informieren! Was ist eigentlich ein Roman? Und was ein Genre?
Es ist eine gute Idee, sich erst einmal zu informieren, was ein Roman überhaupt ist und in welchem Genre man schreiben möchte. Was das Genre, das man gewählt hat, üblicherweise beinhaltet etc.
Gespräche mit Buchhändlern zum Beispiel können wichtige Informationen liefern. Unserer Erfahrung nach geben Buchhändler ihr Fachwissen meist gerne weiter, es sei denn, man erwischt sie in der Rush Hour oder kurz vor Weihnachten. Auch ganz gut, sich einmal anzuschauen, wie dick die Bücher des jeweiligen Genres üblicherweise sind.
Natürlich kann man sich auch sagen, ich bin so genial, ich informiere mich nicht, ich schreibe ein Buch, das in kein Regal der Buchhandlungen passt, weil es einfach einzigartig ist. Die Buchhandlungen im ganzen Land werden für mich eine neue Regalsparte erfinden und einrichten, mein Buch hat tausendfünfhundert Seiten und die Verlage werden es mir aus den Händen reißen … Ja, das kann man tun …
Schritt 4: Die Prämisse – Warum will ich gerade diesen Roman schreiben?
Natürlich ist das Ziel, einen Bestseller zu schreiben, um damit ganz, ganz reich zu werden, nachvollziehbar. Eine Villa! Den ganzen Tag im Liegestuhl sitzen, sich vom Vogelgezwitscher inspirieren lassen, den Blick über den großen Garten schweifen lassen, Rosenduft, das leise Plätschern, wenn ein kleiner Wind das Wasser im Swimmingpool kräuselt … und nebenher ein bisschen schreiben …
Aber wenn man davon einmal absieht: Worum geht es Ihnen in Ihrem Buch? Was ist es, das Sie genau diesen Roman mit diesem Thema schreiben lässt und nicht irgendeinen anderen? Was ist Ihre Absicht?
Es ist gut, sich darüber vorher klar zu werden. Noch besser, wenn es einem gelingt, das in einem oder ein paar wenigen Sätzen aufzuschreiben. Nur für sich selbst. Damit man die ursprüngliche Zielsetzung während des Schreibprozesses nicht aus den Augen verliert.
Schritt 5: Thema, Konflikt, Protagonisten
Die Zutaten, die Sie in jedem Fall brauchen, sind:
- ein Thema
- ein zentraler Konflikt
- mindestens eine Hauptperson
Das ist sozusagen die Mindestausstattung für Ihren Roman. Gut wäre, wenn die drei zusammen passen würden.
Lassen Sie sich Zeit, den Kosmos Ihres Romans so nach und nach in ihrem Kopf entstehen zu lassen. Die Arbeit von Schriftstellern findet zu großen Teilen im Kopf statt. Auch wenn Sie noch kein einziges Wort zu Papier gebracht haben, können Sie bereits weite Strecken auf dem Weg zu Ihrem Roman zurückgelegt haben. Indem Sie ihn so nach und nach erfinden. Oder, im Falle eines autobiografischen Romans, ihn so nach und nach erinnern und gleichzeitig auswählen, was erzählt werden soll und was nicht.
Schritt 6: Recherchieren des Themas, der Orte, der historischen Begebenheiten etc.
Dass man für das Schreiben eines historischen Romans einiges an Recherche betreiben sollte, dürfte den meisten klar sein. Leser springen ganz, ganz schnell ab, wenn Ihre Protagonisten im Mittelalter ein Feuerzeug benutzen, um die Petroleumlampe anzuzünden, wenn es zum Essen Tomatensalat gibt, noch bevor die Tomate importiert wurde oder Ihr Held zum Aufwärmen eine heiße Schokolade trinkt, lange bevor die Europäer diese Köstlichkeit überhaupt kannten.
Sie sagen sich vielleicht, Sie wollen sich mit solchen Kleinigkeiten nicht abgeben, es kommt doch auf das große Ganze an. Auf die wunderbar dramatische Geschichte, die große Leidenschaft zwischen der Protagonistin und ihrem heimlichen Geliebten?
Da täuschen Sie sich mal nicht!
Es gibt so etwas wie einen fiktionalen Traum des Lesers. Damit ist gemeint, dass man als Autor:in eine Welt für die Lesenden aufmacht, in die diese eintreten, darin leben, mitleiden, mitfiebern, mitlieben. Und jeder Fehler wirft sie sozusagen hinaus aus dieser Welt. Erfahrungsgemäß schätzen Leser das gar nicht und rächen sich dafür, indem sie das Buch zur Seite legen, nicht zu Ende lesen und es nicht weiter empfehlen. Vielleicht schreiben sie auch noch eine giftige Rezension auf Amazon, wo sie minutiös all die Recherche-Fehler aufführen. Wer weiß?
Aber auch wenn man nicht plant, einen historischen Roman zu schreiben, gibt es meist einiges zum Thema zu recherchieren: Kann im Krimi jemand durch einen Stich mit einem Teppichmesser zu Tode kommen? Gibt es in Freiburg einen Dom? Liegt im Sommer auf dem Feldberg Schnee? Wo genau fährt in Berlin die U-Bahn entlang? Und vieles mehr!
Also tun Sie es, recherchieren Sie! Am besten gründlich!
Schritt 7. Planen, planen, plotten!
In unseren Kursen ist es häufig so, dass talentierte Autoren teilnehmen, die bereits ein oder zwei Kapitel eines Romans geschrieben haben. Dann aber ist der Schreibfluss versiegt und sie waren frustriert. Es hatte so toll angefangen, die Worte strömten nur so aufs Papier, und dann … ging es einfach nicht mehr weiter. Schade, wenn man in dieser Situation glaubt, man hätte doch nicht das rechte Talent. Oder nicht genug Zeit. Oder zu wenige Ideen.
Was tatsächlich gefehlt hat, war ein Plan.
Nehmen Sie einmal an, Sie steigen in den Zug, lassen sich treiben und steigen irgendwann um und lassen sich wieder treiben. Irgendwo steigen Sie schließlich aus: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie an einem Ort ankommen, dessen Schönheit sie absolut begeistert? Sehr gering. Wahrscheinlich landen Sie in irgendeinem kleinen Kaff oder auf einem zugigen, öden Bahnhof und fühlen sich nicht gerade, als wären Sie im Paradies gelandet.
Also planen Sie vorher, legen Sie eine Reiseroute fest, dann klappt das auch mit dem Paradies!
Planen beim Romanschreiben bedeutet plotten. Ein Plot ist ein Handlungsablauf eines Romans und plotten bedeutet, den Roman in Stichworten oder kurzen Sätzen in groben Zügen zu skizzieren. Wie genau Sie das machen, bleibt Ihrem Geschmack überlassen. Ein guter Mittelweg ist zum Beispiel pro Kapitel in ein bis drei kurzen Sätzen aufzuschreiben, was darin vorkommen soll.
Wenn Sie den ganzen Roman durchgeplottet haben, kann eigentlich nichts mehr passieren. Sie müssen nur noch losschreiben! Oder?
Schritt 8: Den Roman schreiben – Das große Abenteuer!
Ja, irgendwann ist es so weit: Ihr Plot steht, zumindest grob. Sie kennen Ihre wichtigsten Figuren, Sie haben Orte, Hintergründe, Sachverhalte etc. recherchiert und jetzt kanns los gehen!
Lassen Sie es sich gesagt sein: Das ist eine wunderbare Zeit!
Schreiben Sie einfach los, entlang Ihres Plots. Wie viel Sie täglich schreiben, ob Sie überhaupt täglich schreiben, das liegt ganz bei Ihnen. Lassen Sie sich nicht von Schreibratgebern oder von Vorbildern in ein Raster zwängen. Thomas Mann hat der Überlieferung zufolge täglich von 9 bis 12 Uhr geschrieben und wahrscheinlich haben sich soundsoviele AutorInnen gefragt, ob sie vielleicht doch nicht so recht für das Leben eines Schriftstellers taugen, weil ihnen das nicht gelungen ist.
Aber jeder Autor, jede Autorin tickt anders. Es gibt berühmte Schriftsteller, die ihre Romane in einem Schub, mit vielen Arbeitsstunden täglich, geschrieben haben und nach wenigen Monaten oder sogar nur Wochen fertig waren. Darunter zum Beispiel Hans Fallada oder George Simenon, beides sogenannte „Schubschreiber“. Es gibt aber eben auch Beispiele wie Thomas Mann, Autoren, die mit großer Regelmäßigkeit und jeden Tag geschrieben haben.
Achten Sie einfach darauf, was für Sie das Beste ist und machen Sie es genau so. Wichtig ist vor allem, dass Sie es tun, egal auf welche Weise!
Schritt 9: Kreativität: Wunder und Nervtöter zugleich – Pausen einlegen!
Sie haben gerade ein ganzes Kapitel geschrieben, es lief großartig und jetzt gehts gleich mit dem nächsten weiter! Und dann …. geht eben gar nichts weiter. Das ist das Unwägbare mit der Kreativität. Mal läuft es, mal nicht. Erzwingen kann man in diesem Bereich gar nichts. Man kann diese Situation in etwa so beschreiben: Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Kreativitätspool. Der füllt sich mit der Zeit mit Ideen, Sätzen, Formulierungen, Gedanken etc. Dann schreiben Sie und er leert sich Stück um Stück und schließlich ist er ganz leer. Dann dauert es eben einige Zeit, bis er wieder voll ist. Legen Sie einfach eine Pause ein.
Etwas Geduld und früher oder später geht es weiter.
Schritt 10: Überarbeiten, fertig: Tarah! Sie sind Roman-Autor/ Roman-Autorin!
Wenn Ihr Roman fertig geschrieben ist, kann es gut sein, dass es Ihnen schwer fällt, ihn objektiv genug zu sehen, um ihn zu überarbeiten. Man ist noch zu nah dran an dem eben erst entstandenen Werk, ist quasi Teil des Geschehens, lebt noch in ihm und ist zu sehr eingebunden, um ihn überarbeiten zu können.
Es ist absolut üblich, dass es einige Zeit dauert, bis Autoren mit dem Überarbeiten beginnen können. Es kann sein, dass Sie den nötigen Abstand schon nach ein paar Tagen haben, es kann aber auch Wochen dauern. Lassen Sie dem Ganzen seine Zeit, Sie sind bis hierher gekommen, was sind da ein paar Tage mehr oder weniger!
Dann machen Sie sich ans Überarbeiten. Wie oft Sie das tun, hängt unter anderem davon ab, wie perfektionistisch Sie sind. Unter den berühmten Autoren gab es durchaus solche, die ihren Roman 30 Mal oder öfter überarbeitet haben (Flaubert, zum Beispiel). Arbeiten Sie so lange daran, verbessern Sie, schreiben Sie um, bis Sie zufrieden sind.
Aber heben Sie die jeweilige Vorgängerversion unbedingt auf! Gut, wenn Sie sie genau beschriften. Manchmal kann auch hilfreich sein, Sie schreiben am Anfang der Datei in Stichworten, was Sie geändert haben. Und überprüfen Sie hin und wieder einmal, ob die weiteren Überarbeitungen Ihrem Roman noch helfen oder ihn eher „verschlimmbessern“.
Irgendwann ist es dann soweit und Sie ziehen einen Schlussstrich.
Ihr erster Roman ist fertig!
Herzlichen Glückwunsch!
Dies waren nur die allerwichtigsten Tipps, sollten Sie ein paar mehr Details, Anleitungen im Einzelnen, Rückmeldungen, Textlektorat mit konstruktiver Kritik, Insiderwissen zur Kontaktaufnahme zu Verlagen, zum Veröffentlichen und vieles mehr wünschen, können Sie sich bei unserem Jahreskurs Schreibhandwerk anmelden >>
Wir bringen keine Wunder zustande und machen Sie auch nicht in Nullkommanichts zum Erfolgsautor, zur Bestsellerautorin. Aber wir können Ihnen auf dem Weg zum ersten Roman, zur ersten Veröffentlichung, zum Eintritt in die Welt der Schriftsteller viel, viel Zeit ersparen.