Schluss mit Alltag, Schluss mit Todo’s – Jetzt ist Lesen angesagt!
Wenn ich an meine Urlaube so zurückdenke, fällt mir auf, dass es über die Jahre die verschiedensten Urlaubmoden gab. Abgesehen von den Orten, die gerade „in“ waren, gab es auch Moden in Bezug darauf, wie man seinen Urlaub verbringen sollte.
Hier ein paar Urlaubsmoden, an die ich mich erinnere:
In früheren Jahren war es wichtig, braun zu werden, besser noch schwarz zu werden.
Das heißt, man lag stundenlang in der prallen Sonne, um daheim zu zeigen, man war im Urlaub. In Spanien, zum Beispiel. Außer braun werden musste man nichts tun oder fast nichts, denn es stand noch ein zweiter Punkt auf der Urlaubsliste: Fremdes Essen erkunden. Riesige Wassermelonen, Paella, Tintenfisch, Muscheln. Spanisches Fanta trinken, das viel mehr nach Orange schmeckte als das deutsche. Das war es aber auch schon.
Dann kamen die harten Jahre: Abhängen war out, Sport war angesagt. Aktivurlaub nannte man das. Statt faulenzen und lockerlassen, jetzt joggen (oft frühmorgens wegen der Hitze), schwimmen (natürlich mit Zeitmessung), mit dem Mountainbike die umliegenden Berge entdecken (Höhenmeter sammeln), wandern, reiten. Jeden Tag! Am besten mehrere Stunden täglich. Schluss mit Strand-Potatoe!
Kulturstress für die Nichtsportler: Wer nicht so sportlich war, nutzte den Urlaub wenigstens, um mit großem Ernst andere Kulturen kennen zu lernen. Der Stress erstreckte sich nicht nur auf die Zeit im Urlaub, nein, er ging schon vor dem Urlaub los. Man las sich ein, man informierte sich, um vor Ort nicht unwissend vor den kulturellen Highlights zu stehen und sich wie ein dummer Tourist zu fühlen. (Man nannte sich Reisender.) So bewegte man sich mit seinen Büchern in der Hand von Denkmal zu Denkmal, von Kunstwerk zu Kunstwerk und kam bereichert, aber fix und fertig und außerdem fußlahm wieder nach Hause.
Entspannen, aber aktiv! Nachdem man also jahrelang sehr kaputt aus dem Urlaub nach Hause kam, entdeckte man irgendwann die aktive Entspannung: Yoga machen morgens, Mindfulness mittags, Atmen abends. Und Gemüse essen. Das fühlte sich tatsächlich etwas stressfreier an, zumindest solange man sich den Urlaub nicht mit einer Körnerkur oder Abführen-und-Atmen-Kur oder ähnlichem verdarb.
Nichts tun! Mittlerweile sind wir im Urlaub wieder da, wo wir vor Jahren schon waren, nämlich einfach nur abhängen, nichts tun. Das ist nicht neu, das gab es schon immer. Meine Oma hätte gesagt Maulaffen feilhalten, meine Mutter hätte es rumgammeln genannt, mein Vater faulenzen, ich nenne es regenerieren, die meisten bezeichnen es derzeit als chillen oder entschleunigen. Irgendwer hat in irgendeiner Studie festgestellt, dass nichts planen, nichts vorhaben, nichts tun, den Körper und Geist am besten entspannt. Das hätte ich ihnen auch sagen können, denn ich habe es geschafft, die ganzen Jahre all den verschiedenen Moden zu trotzen und immer das zu tun, was ich seit jeher im Urlaub geliebt habe: ziellos abhängen. Einziger Unterschied zu früher: Die intensiven Sonnenbäder lasse ich mittlerweile besser sein.
Ja, Urlaubsmoden kommen und gehen, aber egal ob aktiv oder passiv, ob mit Atmen oder ohne, eines ist im Urlaub immer geblieben:
Das Lesen! Es zieht sich wie ein roter Faden durch alle Urlaube.
Und das nicht ohne Grund.
Lesen ist der Inbegriff der Muße überhaupt!
Urlaub bedeutet Abstand von Terminen, Loslassen von Gewohnheiten, Freiheit vom Alltag. Und genau in diesem freien Raum entfaltet das Lesen seine ganze Magie.
Denn Lesen ist nicht nur Rückzug – es ist auch eine Art Rückverbindung. Zu uns selbst, zu unserer inneren Welt. Und vielleicht ist es genau das, was uns im Urlaub so wunderbar erholt, unabhängig von der jeweiligen Urlaubsmode: Nicht nur an einem anderen Ort zu sein, sondern sich selbst wieder ein Stückweit näherzukommen.
Wenn Sie also Ihren nächsten Urlaub planen, dann planen Sie doch einfach einmal nichts!
Und nehmen Sie sich ein paar gute Bücher mit.
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